Ansiedlung eines ALDI-Verbrauchermarkts auf der früheren Bahntrasse
oberhalb des Wingertpfades

Zur Gemeinderatssitzung vom 17. September 2001

Da das Thema Ansiedlung eines Verbrauchermarktes allgemein von großem Interesse ist, lege ich meine Ausführungen, die ich für die CDU-Fraktion gemacht habe, hier auf der neuen Web-Seite noch einmal dar.

Zur Frage der Notwendigkeit des Marktes muss man schon etwas weiter ausholen. Jahrelang hatten wir im Süden der Stadt eine klare Unterversorgung der Bevölkerung. Deshalb wurde auch lange nach einer Möglichkeit gesucht, dieses Problem zu lösen. Dies ist auch mit der Plazierung eines Vollversorgers gut gelungen.
Somit, hatten wir alle gedacht, sei das Ziel einer ausgewogenen Versorgung im gesamten Stadtgebiet erreicht. Es waren von Nord nach Süd über das gesamte Stadtgebiet verteilt eine gute Mischung von Märkten und Einzelhandelsgeschäften angesiedelt.
Was sich jedoch als Nachteil herausstellte, war die Zugehörigkeit von drei Märkten an einen Konzern. - Die Schließung des Marktes in der Stadtmitte brauche ich hier nicht mehr zu kommentieren.
Eine Schlussfolgerung muss aber klar gezogen werden.
Konzerndenken nimmt keine Rücksicht auf die Notwendigkeit auch kurzer Wege zum Einkaufen ohne Fahrzeug. Dies käme nicht nur unseren älteren Mitmenschen entgegen, sondern hätte auch zu einer Belebung der Innenstadt beigetragen. Aber nein: Man schließt die Filiale obwohl der Pachtvertrag noch 8 Jahre läuft. Man bezahlt unbeeindruckt die teure Miete und blockiert dadurch auch eine eventuelle Weitervermietung. Diese Situation erleben wir jetzt bereits zum zweiten Mal in der Hauptstraße:

1. Hauptstraße/Scheffelstraße
2. Im Waberbau

Am 22.09.2001 kam dann die Eröffnung eines von uns allen gewollten, kleinen Einzelhandelsgeschäftes!! Ob daraus ein "Tante Emma Laden" im alten Sinn werden kann, wollen wir hoffen. Ich wünsche mir einen starken Zuspruch aus der Bevölkerung, auch wenn die Ware im Preis wegen anderer Kostenstrukturen etwas über dem der Märkte liegen muss. Wer mit den beteiligten Leuten des neuen Ladens spricht, erfährt auch wie schwer es ist, mit Waren beliefert zu werden. Wie man hört war es nur mit Ach und Krach möglich, die Waren letztendlich durch einen regionalen Großhändler überhaupt zu bekommen. Die großen Ketten haben weitgehend blockiert. Auch daran erkennt man die Handlungsweise und die Zielrichtung der Einzelhandelsketten.
Die bisherigen Ausführungen waren notwendig, um auf den zur Beratung anstehenden Punkt überzuleiten.
Wir von der CDU-Fraktion betonen, dass wir nicht generell gegen den Bau eines ALDI-Verbrauchermarktes sind, möchten aber folgendes festhalten: Der ausgewählte Standort auf der alten Bahnlinie ist der wohl schlechteste auf der Gemarkung von Eppelheim.

1. Im Flächennutzungsplan ist diese Trasse als Straße ausgewiesen. Planungsrechtlich besteht noch keine Sicherheit.

2. An dieser Stelle ist ein Höhenunterschied von rund 3 m zum Wingertspfad. Das Gebäude und die 124 Parkplätze würden dann hoch über den Häusern liegen. Dies hätte sicher eine starke negative Auswirkung auf die Anwohner.

3. Die Ver- und Entsorgung dieses Platzes ist nicht gesichert.

4.Was für ein Bild gibt es ab, wenn an der Einfahrt in unsere Stadt rechts und links zuerst Parkplätze als Visitenkarte von Eppelheim zu sehen sind? Es ist uns schon bekannt, dass gerade ALDI in die nächste Nähe eines Vollversorgers möchte. Darauf können wir aber derzeit keine Rücksicht nehmen. Denn unsere Innenstadt, die zur Zeit schon von schließenden Einzelhandelsgschäften geprägt wird, würde stillgelegt werden. Unser Projekt "Tante Emma" braucht genügend Zeit um an der Belebung der Innenstadt mitzuwirken.

Wir wissen auch, dass viele Eppelheimer Bürger zu den ALDI-Märkten in der näheren Umgebung fahren und dort eine nicht unbedeutende Käuferschicht darstellen. Wir sollten jedoch noch abwarten und gut darüber nachdenken, ob es einen besseren Platz und einen besseren Zeitpunkt gibt einen solchen Markt zu plazieren.
Die CDU-Fraktion stimmt diesem Antrag an diesem Standort derzeit nicht zu.

In der Zeit nach der Gemeinderatssitzung war Gelegenheit dieses Thema mit den unterschiedlichsten Leuten zu diskutieren. Es war klar zu erkennen, dass der Einzelhandel in der Innenstadt gegenwärtig darum kämpft, die Kaufkraft in Eppelheim zu halten und deshalb diese momentane Sachlage begrüsst.
Dass der zwischenzeitlich eröffnete "Tante Emma-Laden" nicht von allen Seiten mit Hurra angenommen wird, war schon bei der Planung klar. Die Betreiber des Geschäftes brauchen Zeit um sich mit dem Sortiment an die Wünsche der Kunden anzupassen. Wenn man nun auch weiß, dass die Belieferung mit Waren über den Großhandel sich als sehr schwierig erwiesen hat, verwundert es nicht, dass die Betreiber (Grieche und Italiener) ihre Waren bei ihrem landestypischen Großhandel einkaufen. Man wird sehen, wie sich die Ware durchsetzt bzw. dem Kundenwunsch angepaßt wird. Der Käufer muss seine Meinung und Wünsche äußern, umso eher passt sich das Angebot der Nachfrage an.
Verwunderlich ist es, dass bereits nach kurzer Zeit schon zu hören ist, der Laden sei zu teuer!. Es ist verständlich und gut wenn der Kunde die Preise vergleicht. Aber er sollte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, also nicht den "kleinen Laden" mit einem Markt wie z.B. dem Kaufland-Markt (ehem. Grosso). Ganz im Gegenteil, der Verbraucher sollte nicht nur die sogenannten "vergessenen" Waren einkaufen, nein er sollte auch mal etwas mehr und etwas anderes einkaufen - ohne auf den berühmten Groschen zu achten - , um solchen Geschäften eine Entwicklungschance zu einem leistungsgerechten Angebot zu ermöglichen.
Auf den angeblichen Eingriff in den freien Markt durch die Stadt Eppelheim angesprochen, kann man nur sagen, dass hier nur Rahmenbedingungen und Infrastruktur geschaffen wurde. Lob sei der Verwaltung, wenn sie die Wünsche der Bevölkerung hört und die Realisierung in der Innenstadt ermöglicht. Es waren sicher auch andere Möglichkeiten der Vermietung angedacht, der Bedarf einer Einkaufsmöglichkeit für Lebensmittel war aber am dringendsten und fand deshalb in unserer Fraktion eine Mehrheit.
Auf die Parkmöglichkeiten in der Hauptstraße, vor den Geschäften, kann nur begrüßend hingewiesen werden. Der schnelle Einkauf durch die Kurzparker hat sich rasch bewährt. Die Bevölkerung macht regen Gebrauch, der Einzelhandel spürt eine Belebung.

Auch wenn dies einigen Zeitgenossen nicht paßt sollte es beibehalten werden, denn eine Belebung der Innenstadt ist bereits bemerkbar.

Linus Wiegand
Stadtrat