„Mit der Bergpredigt kann man keine Politik machen! - Wie
steht es um diesen Satz von Bismarck, der das gesagt haben
soll? Helmut Schmidt hat es auf jeden Fall gesagt. Der
Bergpredigt geht es um den Menschen vor Gott. Die Politik
hat es dagegen mit der Verantwortung für die Gestaltung der
Welt zu tun.“, so die einführenden Worte von Pfarrer
Johannes Brandt zu seinem Vortrag bei der Monatsversammlung
der CDU im Mai. Zusammenhänge von Christentum und
demokratisch, freiheitlichen Grundsätzen sind lange als
untrennbar zusammengehörig empfunden worden. Heute verliert
der christliche Glaube als prägende Kraft an Bedeutung.
„Heute gehören noch 64 Prozent der Deutschen einer
Religionsgemeinschaft an, davon 56 Prozent der evangelischen
oder katholischen Kirche. In vielen Großstädten sind heute
die Angehörigen der traditionellen großen christlichen
Glaubensgemeinschaften in der Minderheit, in den neuen
Bundesländern sogar stark: Hier sind fast drei Viertel der
Bevölkerung konfessionslos.“, so Brandt. Was kennzeichnet
also aus Sicht der Bevölkerung christliche Politik? Diese
Frage ist vor allem für die CDU/CSU von Interesse. Die
Unionsparteien verstanden sich von Anfang an als
Sammlungsbewegungen, die christliche, liberale und
konservative Strömungen miteinander vereinten. Noch heute
ist man geneigt, vor allem die konservative und die
christliche Strömung als zusammengehörig anzusehen.
Tatsächlich aber stehen diese beiden Elemente in einem
Spannungsverhältnis. Denn die Vorstellungen von einem
christlich orientierten und einem konservativen Politiker
unterscheiden sich deutlich voneinander. Beide Stichworte
erzeugen unterschiedliche Assoziationsprofile. Ohne dass es
in der Öffentlichkeit intensiver diskutiert worden wäre, ist
der Begriff der christlichen Politik mit Inhalten aufgeladen
worden, die man eher als links oder als linksliberal denn
als konservativ bezeichnen kann: z.B. der Einsatz für sozial
Schwache und die Dritte Welt. Auch das Eintreten für einen
umfassenden Sozialstaat gehört für einen großen Teil der
Bevölkerung zu christlicher, weit weniger aber zu
konservativer Politik. Andere Punkte, von denen man meinen
könnte, sie seien aufs engste mit christlichen Vorstellungen
verknüpft, werden dagegen eher dem konservativen als dem
christlichen Politiker zugeschrieben, etwa die Forderung,
dass die Geschäfte am Sonntag geschlossen bleiben, oder die
Ablehnung der Abtreibung. Der Staat des Grundgesetzes
versteht sich aus guten Gründen als weltanschaulich neutral.
Er schützt die Möglichkeiten der Menschen, nach je „eigener
Facon selig zu werden“. Abschließend resümierte Pfarrer
Johannes Brandt: „Der Weg, politische Verantwortung zu
übernehmen, ist ein zweifacher: Indem wir die Welt ins Gebet
nehmen. Und indem wir sie mit gestalten. Gerade auch da, wo
die politischen Entscheidungen fallen.“ Der Vorsitzende
Volker Wiegand bedankte sich bei Pfarrer Johannes Brandt für
den spannenden Vortrag und bei den zahlreichen Gästen für
das Interesse.
Bild: Volker Wiegand, Pfarrer Johannes Brandt (Foto: CDU Eppelheim Archiv)
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